Pre-Opening ART BASEL und gemischte Gefühle
Gestern
Nachmittag bot sich mir spontan die Gelegenheit die Art Basel einen Tag vor der regulären Eröffnung zu
besichtigen.
Hieß
für mich: Begleitung finden, Einladung abholen und ab nach Basel – aber pronto.
Gesagt getan, denn als Kunststudentin würde es schließlich einem Verbrechen
gleichen nicht hinzugehen.
Kurze Zeit später sind wir also dort, meine liebenswerte Begleitung und ich, und fühlen
uns doch etwas Fehl am Platz zwischen all den Anzugträgern und generell
intellektuell wirkenden Menschen mit ihren kleinen, runden Brillen wie sie
normalerweise überwiegend Soziologen tragen.
Doch
umso länger wir durch die riesige Halle 1 von Kunstobjekt zu Kunstobjekt streifen
sind es nicht mehr die Ausstellungsstücke die mich faszinieren und irritieren,
sondern die Menschen, die sie betrachten.
Ich
sehe teure Anzüge und Chanel Täschchen, vorzugsweise kombiniert mit Hermes Tüchern.
Doch die Menschen, die sie tragen starren für meinen Geschmack etwas zu
interessiert auf das, was man eben Kunst nennt.
Doch
einmal abgesehen davon was Kunst überhaupt ist, frage ich mich, wer sich hier ernsthaft
für die Kunst an sich interessiert? Gibt es eine Art geheimes Gesetz das besagt, dass für jedes
zehnte Designerstück im Schrank auch mindestens ein Picasso, Hundertwasser oder
Warhol an der heimischen Wand hängen muss?
Muss
Kunst immer gefallen nur weil sie als großartig und absolut bahnbrechend
bezeichnet wird?
Die
Antwort darauf lieferten uns bereits kurze Zeit später zwei Besucher die vor
einer Installation standen, irritiert schauten und mit dem Wort „Boring“ von
dannen zogen. Absolut sympathisch und ehrlich, aber eben auch ohne Anzug oder
Gucci Kostüm.
Vielmehr verfestigt sich in mir der Gedanke, dass Kunstausstellungen für viele eine Art Prestige sind, völlig egal was dahinter gesteckt. Sehen und Gesehen werden eben.
Vielmehr verfestigt sich in mir der Gedanke, dass Kunstausstellungen für viele eine Art Prestige sind, völlig egal was dahinter gesteckt. Sehen und Gesehen werden eben.
Generell
fällt auf, dass 70% der Besucher im Schnitt zwei Sekunden pro Ausstellungsstück
aufbringen, die Infotafel inkl. Beschreibung und Titel keines Blickes würdigen
und die Ausstellung ablaufen, als würden sie gerade einen 100 Meter Sprint
hinter sich bringen. Für besondere Ausstellungsstücke von namenhaften Künstlern
wie Ai Weiwei sind auch mal vier Sekunden inklusive Foto drin. Ich fühle mich in
die achte Klasse zurückversetzt, Bundesjugendspiele hallo! Ob ich heute die
Ehrenurkunde bekomme?
Wie
es scheint haben auch Smartphone und Facebook bereits die Kunstwelt erreicht.
So sieht man vorwiegend junge Menschen, die unverblümt vor den Gemälden und
Installationen posieren, ja gerade so als wären sie im Pauschalurlaub in der
Türkei. Wenn das Foto gefällt ist auch Facebook nicht weit. Ab damit: seht her
liebe Freunde, ich bin auf der Art Basel und weiss nicht vor
was ich hier gerade posiere, aber mein Kleid ist doch ganz chic?
Ich
weiss wirklich nicht was mich mehr irritiert: die Kunst oder die Menschen,
die sie betrachten.